Bin wieder da :)

Neu geboren – wie frisch aus dem Ei geschlüpft.

Die Pandemie, meine pflegebedürftige hochaltrige Mutter und eigene gesundheitliche Probleme ließen ein paar Jahre lang meine beruflichen Aktivitäten in den Hintergrund rücken.
Eine Zeit des Innehaltens und der Reflexion, aus der sich zwei wesentliche Änderungen ergeben haben:

  • Ich habe nach langem inneren Ringen meine Anwaltszulassung zurückgegeben. Ich bleibe Volljuristin („Ass. jur.“), aber den mühsam erarbeiteten Titel der Fachanwältin für Arbeitsrecht darf ich nun nicht länger führen. Das schmerzt, ist aber eine logische Entwicklung. Konnte ich doch immer weniger die streitbare, siegorientierte, kämpferische Anwältin sein, die meine Mandant*innen verdient hätten. Meine Natur verlangte zu sehr nach Ausgleich, nach Vermittlung, nach Lösung. Es ist folgerichtig, dass ich mich aus der Rechtsvertretung zurückziehe: Ich mag das Recht nicht mehr vertreten, überlasse das tollen Kolleg*innen und konzentriere mich auf meine Stärken als Mediatorin und Konfliktcoach. Mein Wissen und meine Berufserfahrung sind dabei kostbare Helfer.
  • Ich habe eine Nebenbeschäftigung als Datenschützerin und Arbeitsschützerin beim Kinderheim Friedberg e.V. aufgenommen. Es ist mir eine Freude und Ehre, in den vielen Einrichtungen dieses großen sozialen Trägervereins ein Daten- und Arbeitsschutzmanagement zu implementieren. Besonders profitiere ich dabei nach all den Jahrzehnten der extern beratenden Tätigkeit von der „Innensicht“, vom Einblick in die inneren Strukturen, Bedürfnisse und Befindlichkeiten eines Unternehmens. Das rundet zum Ende hin mein berufliches Profil ab und vervollständigt meine verschiedenen Blickwinkel auf die Wirtschaft.

So steige ich quasi wie ein frisch geschlüpftes Küken noch einmal aus dem Ei und starte jetzt, nachdem die meisten privaten Baustellen halbwegs unter Kontrolle sind, wieder voll und widme mich in der Hauptsache meiner Leidenschaft: Menschen in Konfliksituationen bei der Suche nach friedvollen Lösungen zu unterstützen.

Paradigmen der Mediation und Erneuerung

 

In einem sehr beachtenswerten Interview, welches die DSM – Deutsche Stiftung Mediation mit Herrn Dr. Karl Kreuser geführt hat, spricht sich dieser in klaren und deutlichen Worten dafür aus, Paradigmen der Mediation zu überwinden und sich nicht darin zu verfangen, wenn diese nicht zielführend sind im Hinblick auf das eigentliche Ziel der Mediation: konsensuale, nachhaltige Beilegung von Konflikten. Nicht die Gesellschaft müsse mediationsfähig gemacht werden, sondern die Mediation gesellschaftsfähig. In einer sich wandelnden Gesellschaft und ihren Funktionsbereichen müsse Mediation mit den Entwicklungen im Umfeld mitgehen, um attraktiv und wirksam zu sein. Dr. Kreuser wörtlich: „Wir mediieren nicht, um unser Gutmenschentum zu demonstrieren, sondern um Menschen in „Not“ einen veränderten Zugang zu ihren Konflikten zu ermöglichen. Diese Menschen interessiert weniger unser Verfahren, als das Ergebnis, ihren Konflikt anders als bisher bearbeiten zu können. Letztlich also ist Mediation das auftragsgemäße Befähigen eines sozialen Systems, seinen Konflikt in Konsens zu überführen – egal, worin dieser Konsens besteht. Nicht mehr und nicht weniger.“

Dem kann ich mich anschließen. Dogmen setzen Grenzen, wo Öffnung und Anpassungsfähigkeit erforderlich sind, um das Leid, das unsere Klienten in ihrem Konflikt erfahren, tatsächlich einer Linderung zuführen zu können. Und nur das zählt.

Peace City Summer School 2018

 

MediationAugsburgSchwaben e.V. unterstützt als Sponsor die diesjährige Peace Summer School der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Uni Augsburg und des ASKA (Alumni und Studierende der Konfliktforschung Augsburg e.V.)

Es wurde ein inspirierender Eröffnungsabend, Prof. Wellers Vortrag „Kein Frieden ohne Konflikte“, den berührenden Künstlerinnen des Kleinkunstabends und der charmanten und einfühlsamen Moderation von Henriette Seydel und Niklas Krüger sei Dank.

Als Mediatorin schätze ich das Küren von „Gewinnern“ nicht besonders, denn das geht immer mit Verlierern einher. Alle Beiträge gingen unter die Haut. Wo die Herzen bei jedem Gedicht, jedem Text und jedem Lied hoch schlugen, schlugen sie vielleicht bei den drei zu „Publikumslieblingen“ des Abends gewählten Künstlerinnen Beate Richter (s.o.), Katze Königsberg (Liedermacherin) und erstplatziert Maleika Lermer (Gesang) noch ein wenig höher – Gratulation an euch und Dank an alle!

Wir als MediationAugsburgSchwaben e.V. sind dankbar, die Suche der Peace City Summer School nach Utopien für ein friedvolles Miteinander unterstützen zu dürfen.

Hierzu Prof. Weller, den ich sinngemäß wiedergebe:

Es gibt keinen einheitlich definierten Friedensbegriff, daher gilt es, die eigene Überzeugung dessen, was für uns Frieden bedeutet, zu stärken, um mutig und entspannt in notwendige Konflikte eintreten zu können. Frieden ist nämlich nicht das Gegenteil von Konflikt, vielmehr sind Konflikte unvermeidbar und nötig, um Veränderungen mit dem Ziel eines „Mehr“ an Frieden zu erreichen. Wesentlich ist nicht Konfliktvermeidung, sondern Eskalationsvermeidung, denn hieraus resultierende Verletzungen heilen nicht folgenlos und belasten als Gewalterfahrung jeden künftigen Konflikt. Deshalb sind konstruktive Formen der Konfliktaustragung und Konfliktbewältigung so erforderlich.

Verehrter Herr Professor Weller, Sie hätten uns Mediatorinnen und Mediatoren gar nicht mehr aus dem Herzen sprechen können.

Mediation und Zeitgeist: Sind wir überflüssig geworden?

 

In einer Diskussion unter Kolleginnen wurde die Frage aufgeworfen, ob wir Mediator*innen angesichts der Entwicklungen in Deutschland, Europa, der Welt überhaupt noch eine Rolle spielen. Entspricht die Methode „Konfliktlösung zu beiderseitigem Vorteil“ noch dem Zeitgeist? Man darf es bezweifeln.

Alte weiße Männer (nicht nur, aber vorwiegend) und ein von diffusen, faktenbefreiten Ängsten gequältes Volk treffen treffsicher aufeinander: Die einen klammern sich buchstäblich mit aller Macht an ihre Machtzipfel, die anderen wünschen sich nichts mehr, als dass ihnen eine mächtige Macht die zu komplexe Welt einfach sicher macht. Ob die Erklärungen wahr sind, oder wenigstens wirklich, spielt keine Rolle.

Niemand glaubt an Lösungen, am wenigsten an solche, die auch dem jeweiligen Gegner nützen. Wir Mediator*innen wissen, dass in einem  Eskalationsstadium, in dem Drohungen bereits zum alltäglichen Stil geworden sind, eine Konfliktlösung zum beiderseitigen Vorteil kaum noch erreicht werden kann, da jede der Konfliktseiten die andere als nichts weniger als den „Feind“ wahrnimmt, der geschlagen werden muss, will man nicht selbst verlieren. Ja, schlimmer noch: Wer zu oft droht, dem glaubt man nicht, was den Druck erhöht, die Drohung in die Tat umzusetzen. Geschieht das, ist eine neue Eskalationsstufe erreicht: Auch sich selbst zu schaden wird in Kauf genommen, solange nur dem anderen ein Quentchen mehr geschadet wird. Statt du bist ok – ich bin ok heißt es nun: Ich bin nicht ok, aber du bist viel mehr nicht ok, und das ist ok. „Win-win“ ist spätestens hier mutiert zu einem „Loose-loose“. Die Mediation als Methode muss hier versagen.

Was zuerst da war, die individuelle oder die gesamtgesellschaftliche Haltung, ist eine müßige Henne-Ei-Betrachtung. Die Haltungen verstärken sich längst gegenseitig in einer Spirale, die immer weiter bergab führen wird. Wir kennen das von den Eskalationsstufen Friedrich Glasls, des bedeutenden Konfliktforschers: Am Ende steht die totale Vernichtung des Gegners, auch um den Preis des eigenen Untergangs.

In der gegenwärtigen Weltlage, in dieser gesellschaftlichen Atmosphäre ist der durchaus streitlustige, aber immer konstruktiv lösungsorientierte Ansatz der Mediation womöglich nicht/nicht mehr/bis auf weiteres nicht das geeignete Werkzeug. Wo Menschen Sicherheit über Freiheit stellen, wo sie eine starke Führung zur Besänftigung ihrer Angst so viel mehr benötigen als individuelle Verantwortung, da sind die Methoden von Recht und Gesetz, da sind Gerichte, Entscheidungen durch eine Obrigkeit mit der erleichternden Chance, „denen da oben“ dann auch die Verantwortlichkeit für tatsächliche oder empfundene Missstände zuzuschieben, die verlockendere Variante. Und vielleicht auch die passendere.

Der Preis wird sein, was er immer sein wird: Es wird unzählige Verlierer geben. Im schlimmsten Fall wird es ausschließlich Verlierer geben. Ich persönlich sehe nicht, wer das sein sollte, noch nicht einmal die stetig an Stimmen gewinnende AfD – aber selbst wenn es auch Sieger geben sollte in diesem globalen Wahnsinn: Wir wissen, dass kein Sieg von Dauer ist. Wir wissen, dass der Sieger sich immer hüten muss: Der Verlierer wartet auf seine Chance, er wartet auf den Moment, wo er zurückschlagen kann, und wenn das, wie bei kollektiven Traumata, Generationen dauern und erst von den Erben umgesetzt werden kann. Auf die eine ode andere Weise rächt es sich, einen Sieg auf Kosten eines Verlierers zu erringen.

Das gilt im Kleinen wie im Großen. Das gilt für das Sykes-Picot-Abkommen genauso wie für die jahrhundertelange Ausbeutung Afrikas durch europäische Kolonien und – gegenwärtig – internationale Konzerne. Wer keinen Preis zahlen will, darf nicht siegen wollen.

Derzeit aber scheint die Welt bereit zu sein, den Preis zu zahlen. Ich bin pessimistisch – die Mediation hat für den Moment ausgedient.

Wie gut, dass ich Socken stricken kann. Abwarten und Socken stricken, bis unsere Zeit, die Zeit der konsensualen Konfliktlösung, hoffentlich bald (wieder) kommt.

MEDIOCOMENT wird „Hebenstreit Konfliktberatung“

 

Ein kompletter Relaunch steht an. Nicht nur der Name und die Homepage, auch das Gesamtkonzept und das Angebot müssen überarbeitet und angepasst werden. Die Baustelle ist noch lang nicht abgeschlossen, schon bläst mir frischer Wind in den Rücken und gibt Kraft, um auf drastisch veränderte äußere Bedingungen mit einem passenden Konzept zu reagieren und nach notwendiger Kurskorrektur neue Wege zu gehen. Ich freue mich darauf!

Wie es zu MEDIOCOMENT kam

 

Gründungsgründe

Meine Erkenntnis aus langjähriger Rechtsberatung für Arbeitgeberverbände der Industrie in Bayern war: Recht zu bekommen entspricht oft nicht den wahren Bedürfnissen der Streitparteien. Für Arbeitgeber sind Konflikte lästiger Sand im Getriebe, der das Kerngeschäft behindert. Arbeitnehmer kämpfen um ihre Rechte ohne ausreichend darauf vorbereitet zu sein, dass der Kampf ungleich ist. Und das, was am häufigsten fehlt – nämlich Anerkennung – lässt sich auf dem Rechtsweg gar nicht erstreiten.

Berufliche Beziehungen sind privaten sehr ähnlich. Oft verbringen wir mehr Zeit am Arbeitsplatz als zuhause. Konflikte am Arbeitsplatz können emotionsgeladener sein, als man das im beruflichen Kontext erwarten würde. So kommt es zu Verletzungen, Frustrationen, bis hin zu schweren körperlichen und psychischen Erkrankungen. Und selbst das musste ich erleben: Ein Betriebsrat bekämpfte auf dem Rechtsweg sein nicht kooperationswilliges Unternehmen so lang, bis Insolvenz eintrat. Weder Unternehmen noch Betriebsrat gibt es noch, leidtragend war vor allem die Belegschaft.

Recht ist nicht das Mittel, zu mehr allseitiger Lebensfreude im Beruf beizutragen. Was dann? Ich suchte nach passenderen Werkzeugen. Und fand 2010 die Mediation.

Wegbeschreibung

Mit der Gründung meiner Firma MEDIOCOMENT – Mediation Coaching Konfliktmanagement begab ich mich auf einen experimentellen, da noch längst nicht etablierten Weg. Ziel war, der Arbeitswelt Mittel, Methoden und Werkzeuge anzubieten, die effektiver, gesünder und nachhaltiger zur Befriedung der vielfältigen Konflikte im beruflichen Leben beitragen können.

Der Weg entwickelt sich beim Gehen. Nach den ersten Jahren war klar, dass meine Reise mit MEDIOCOMENT hauptsächlich in die innerbetriebliche Mediation führen würde – eine logische Fortführung der bisherigen Expertise.

Mit der Gründung des ZMK – Zentrum für Mediation und Konfliktlösung in Augsburg wurde ein weiterer Schritt in Richtung Ausbau eines Konfliktbearbeitungsangebotes getan.

Besonderheiten

Für Rechtsanwaltsmediatoren unüblich ist die Trennung von Anwaltskanzlei und Konfliktberatungspraxis. Aus meiner Sicht ist es notwendig, denn die „Hüte“ sind zu verschieden:

Der Anwalt muss parteiischer Besserwisser sein. Muss einseitig Interessen vertreten, ggfs. geschickt taktieren und kämpfen. Auch das kann mit mediationsorientierter innerer Haltung geschehen, Parteilichkeit aber bleibt Anwaltspflicht, gewinnen gehört zum Geschäft.

In der lösungsorientierten Konfliktarbeit hingegen hängt der Erfolg von Offenheit und dem Einstellen jeglicher Kampfhandlungen ab. Die innere Haltung ist eine sokratische des Nichtwissens (der Dümmste im Raum ist immer der Mediator!). Den vermeintlichen Gegner gar zum Verlierer zu machen wäre ein Kunstfehler.

Daher gibt es zwei getrennte Anlaufstellen in der Stadtmitte Augsburgs: Kanzlei und Praxis. Das vermeidet Rollenkonfusion und gibt jeder Disziplin den passenden äußeren Rahmen. Dies wiederum fördert die Stabilität der jeweils angemessenen inneren Haltung.

Mediator auf Abwegen – unterwegs im Quellberuf

 

März 2017

Im Rahmen eines Gefahrstoffkongresses der AKADEMIE HERKERT dufte ich am 28.03.2017 vor einem Auditorium aus mir sehr fremden Menschen über Arbeitsschutzrecht referieren: Die teilnehmenden Fachleute für Arbeitssicherheit waren vorwiegend Chemiker.
Ein echte kommunikative Herausforderung, hatte ich doch schon in der Schule den untrüglichen Eindruck, mein Chemielehrer „Pille“ und ich würden uns einfach gar nicht verstehen… 🙂

Internationaler Tag der Mediation

 

Juni 2015

Der Verein MediationAugsburgSchwaben e.V. beteiligte sich mit einer Informations- und Vortragsveranstaltung am „Internationalen Tag der Mediation“ am 18.06.2015. Auch MEDIOCOMENT war mit einem Vortrag über „Umgang mit Spannungen in Betrieben und Organisationen“ vertreten. Programm, Infos und Eindrücke hier.

2 x Mitgliederversammlung BMWA e.V. in Dresden und MediationAugsburgSchwaben e.V. in Augsburg

 

März 2015

Aus Dresden ist zu vermelden, dass

… die neue Rechtsverordnung zum Mediationsgesetz bezüglich der Qualifikationsanforderungen an Mediatoren nicht mehr in 2015 zu erwarten ist. Einstweilen bleibt daher die Zertifizierung der Fachverbände der einzige Anhaltspunkt für die Verbraucher.

… wir innerhalb des Bundesverbandes Mediation in Wirtschaft und Arbeitswelt e.V. eine spezialisierte Fachgruppe für innerorganisatorische Konfliktlösung gründen, also  Konfliktbearbeitung in Unternehmen, Vereinen, NGOs, Verwaltungen und anderen Organisationen. Wir erarbeiten u.a. eine zusätzliche Verfahrensordnung, die den besonderen Umständen der Mediation und des Konfliktmanagements in Organisationen angepasst sein wird.

In beiden MV wurden die Vorstände dieses Jahr neu gewählt. In Schwaben darf ich mich nach meiner Wiederwahl nun weitere zwei Jahre für die Fortentwicklung außergerichtlicher Konfliktbeilegung einsetzen. Ich freue mich darauf!